JugendSchach Ausgabe 08/2016

Auch dieses Heft wird noch einmal dominiert werden von den Deutschen Jugendmeisterschaften in Willingen, die in der Pfingstwoche stattfanden.
Manche der Teilnehmer der DEM sind jetzt im Training für die internationalen Einsätze bei Europa- und Weltmeisterschaften. Denn die Deutschen Meisterschaften sind ja zugleich auch Qualifikationsturniere für diese internationalen Meisterschaften.
In den Mittelpunkt möchte ich aber auch zwei Veranstaltungen rücken, die sich speziell nur an Mädchen wenden. Der Grand Prix für Mädchen und die Mädchenschachcamps.
Eigentlich bin ich überhaupt kein Freund für das Trennen der Geschlechter im Schach. Schach kann von allen gespielt werden und sie sollen es zusammen tun. Nun ist die Wirklichkeit in den Vereinen und bei Turnieren aber eine andere. Da dominiert das männliche Geschlecht und man kann es wörtlich nehmen, es dominiert. Oft auf unfeine Art und Weise. So dass Mädchen, Frauen, die Interesse am Schach haben und es gerne spielen, aus dem Schach herausgedrängt werden.
Wem macht es schon Spaß beim Ausüben seines Hobbys, seiner Sportart ständig mit dummen Sprüchen konfrontiert zu werden, sich mit schlechtem Benehmen, mit Arroganz bis hin zur Aggressivität auseinandersetzen zu müssen. Das lässt man dann lieber bleiben.
Und da setzt der Gedanke an, Veranstaltungen, Angebote nur für Mädchen zu entwickeln. Da können sie unter sich sein, können sich gegenseitig motivieren, haben wieder Spaß am Schach und gehen gestärkt aus den Veranstaltungen heraus.
Kritik gibt es natürlich auch: Es ist unfair, dass es solche Veranstaltungen immer nur für Mädchen gibt, warum nicht auch für Jungen? Warum werden die diskriminiert?
In einem Artikel zum Mädchenschachcamp habe ich folgendes dazu geschrieben:
„Das liebe Jungs ist auch der Grund, warum es Mädchenschachcamps und keine Jugendschachcamps gibt. Wenn ihr Mädchen als gleichberechtigt im Schachalltag behandelt und dadurch nicht so viele Mädchen vergrault werden durch euch, dann brauchen wir keine Schachcamps nur für Mädchen mehr. Also es liegt an euch, wenn ihr auch an Schachcamps teilnehmen wollt!“
Und es liegt an den Betreuern und Trainern. Auch von ihnen hört man oft, viel zu oft blöde Sprüche zum Mädchenschach.
Anfangen was zu ändern kann jeder. Jeder Verein, jeder Spieler selbst. Fangt doch zum Beispiel mal damit an und legt fest, dass bei jedem blöden diskriminierenden Spruch 50 Cent in ein Sparschwein eingezahlt werden müssen, wobei man sich gegenseitig darauf aufmerksam machen muss. Und viele werden merken wie unbewusst sie solche Sprüche raushauen. Sprüche wie „Das ist ja ein Mädchenzug.“, „Was, du hast gegen ein Mädchen verloren, wie geht das denn?“, „Du spielst ja wie ein Mädchen!“ und so weiter.
Die Anzahl von Mädchen und Frauen im Schach zu steigern ist ein langwieriger Prozess, dabei mithelfen und anfangen kann jeder. Also los, macht mit!

In diesem Sinne viel Spaß mit JugendSchach und eurem Umerziehungsprozess wünscht

Ihr / Euer Jörg Schulz

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