JugendSchach Ausgabe 03/2024

Ein Freund aus dem Sportbereich, der nur Hobbyschachspieler ist, aber ansonsten eher dem Fußball zugeneigt, schickte mir einen Zeitungsartikel der FAZ, in dem ausführlich über das Top-Turnier an der Ostsee berichtete wurde, mit der Frage, was hältst du denn davon?
Er meinte mit der Frage, was denn von der Idee zu halten ist vom klassischen Schach abzugehen und die Grundstellung frei auszulosen. Im Fußball wäre das dann so, dass man zwischendurch den Ball in die Hand nehmen darf, ergänzte er.

Diese Aufmerksamkeit beim Leser, die der Zeitungsartikel erzeugte, zeigt mir wieder, wenn die Veranstaltung interessant ist, wird Schach wahrgenommen und die Medien berichten. Es muss halt was zu berichten geben. Und das ist eben nicht der Schachalltag in irgendwelchen Ligen.

Nun zur Frage, was von der Idee zu halten ist, vom klassischen Schach abzuweichen? Ich habe mir noch keine abschließende Meinung gebildet. Als Ergänzung ja, als ein eigener Zweig ja, aber als Wachablösung eher nein.
Schach steckte mal in einer Krise. Das war zu Zeiten der Regentschaft von Karpov. Da verlor Schach immer mehr an Aufmerksamkeit, es wurde „langweilig“, starb den Remistod. Das hat sich gewandelt ganz ohne Veränderungen am klassischen Schach, gewandelt vielmehr durch andere Spielerpersönlichkeiten.

Der Computer und die Softwareprogramme haben das Schach und das Schachwissen, Schachlernen revolutioniert. Ob zum Besseren? Das bleibt die Frage. Schaut man in den Jugendbereich, so wird oftmals das eigene Denken ersetzt durch Computergläubigkeit. Ein älterer IM sagte mir kürzlich, Schach ist nur noch Arbeit, da geht der Reiz verloren. Das sind natürlich Argumente für Veränderungen, für die Variante mit ausgelosten Grundstellungen zu spielen. Für die Top-Spieler eine neue, spannende Herausforderung, für die Top-Trainer eine neue Herausforderung, für die Kreativität eine neue große Herausforderung. Und wenn wie an der Ostsee das Antrittsgeld und das Preisgeld stimmt, eine Konkurrenz für die Turniere mit dem klassischen Schach. Und dass darin Magnus Carlsen derzeit seine Herausforderung sieht, ist nachvollziehbar.

Nun wieder aus Kinder- und Jugendsicht gesehen, Schach ist so komplex und vielschichtig, dass es schon eine große Herausforderung ist, da ein Stück von zu erlernen und zu können. Und da geben die Regeln, die Vergleichbarkeiten des klassischen Schachs eine wichtige Hilfestellung.
Das klassische Schach hat immer noch so viel Potential, es wird bestehen bleiben und muss sich vor Varianten nicht scheuen. Sie sind eine schöne Ergänzung.

Im JugendSchach bleiben wir vorerst beim klassischen Schach und unsere Lehrserien geben weiterhin Hilfestellung ein Teilstück davon zu verstehen und zu lernen es in der Praxis umzusetzen.

Ich wünsche der Lesergemeinschaft viel Spaß mit dieser Ausgabe, gute Partien und viel Erfolg!

Bleibt gesund und zuversichtlich!

Ihr / Euer Jörg Schulz

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